März 2008


was ist realitaet?
den wind auf der haut zu spueren?
den klang der raschelnden blaetter zu hoeren?
das gefuel des eins sein mit der welt in seinem herzen zu tragen?
die schoenen momente verklingen wie glasklare meldodien.
der wind verwischt sie, wie spuren im wind.
es bleibt eine ahung des gluecks.
doch was passiert mit den traurigen, lebensverneinenden momente?
sie brennen sich ein.
du spuerst sie auf der haut.
unter der haut.
sie schlissen dein herz in einen kaefig und es bleibt eine konfuse angst.
eine angst vor dem leben.
kalter stahl – auf warmer haut.
tod – leben.
es ist so leicht ein herz anzuhalten.
die erfurcht vor dem leben ist laengst vergessen. hat die herzen der menschen verlassen. die jetzt gefuellt sind mit habgier und hass.
hass auf all das material, was man selbst nicht besizt. auf all diese konfusen zustaende, die man nicht zu beeinflussen vermag.
augen, aus denen die liebe verschwunden ist, schauen mich an.
augen die gieren, nach reichtum, nach fleisch.
warum bleibt diese tote erinnerung so lebendig?
ueberschattet alles an lebensbejaung, was ich fuelen durfte?
wo liebe ist, ist auch hass. wo zuneigung und herzlichkeit existiert, existieren auch abneigung und kaelte.
das leben ist lang, doch eine existenz von so kurzer dauer.
sie werveht, wie der wind und ist zerbrechlich, wie eine zarte knospe …

ich trage engel bei mir. die mir den schluessel zum leben geben. wem soll ich dafuer danken?

haende.jpg

buenas diaspopias …

12:13 ist es hier und gleich muss ich los zur bank spurten da das geld sich verdünisiert hat – auf magische weise. und ich habe nicht viel zeit … um drei gibts ein abschiedsfest in diriomito … marimba und 1000 kinder … was’ne freude! aber vorher geld … denn … trommelwirbel … ich hab ein zimmer. eigene vier wände. ein rückzugsort! ein nest! aber ohne knete geht gar nix und deswegen muss ich erst ma vorschießen … im stadtteil monimbo. in der nähe von anne und tina. ich kenn da schon so den einen und die andere …

… es ist belebt, fröhlich, bunt und laut …
… mein neuer kiez sozusagen …

ganz in der nähe ist  das esperanzaprojekt, was ich schon jetzt unglaublich liebe, freunde, der mercado, der parque central … alles da also! dann wird mir noch das fahrrad von anne übergeholfen und ich bin frei, wie der wind.

anne und tina sind am wochenende auf den weg nach guatemala. das war ihre letzte woche und dann bin ich … allein … das hat schon ein wenig mulmige gefühle in mir losgetreten. allein? ohne kontakte? ohne kommuikation? jedenfalls keine wirkliche, warme, bekannte, herzlich und vertrauliche … ohjeee … ohne diese faktoren geh ich doch ein, wie ne primel ohne wasser! aber, wie leicht ist es doch kontakte zu knüpfen … neue wesen zu erobern und erobert zu werden. einfach nur die augen offen halten und ohne hemmungen leben …

gestern war meine erste quasifiesta! mit anne, tina, pia, francisco und berman bin ich losgezogen den mercado de artesanias bei nacht zu erkunden. eigendlich eine komplette touriveranstaltung, aber auf eine sehr süße art und weise. in der mitte vom mercado eine riesige bühne und bunte farbenexplosionen die ihren runden hüften schwingen, bis einem ganz komisch im kopf wird. ein kontinent des tanzen. sex. es knistert. ich bin gebannt von den sich verrenkenden körpern im farbenrausch. dann natürlich noch viel livemarimba und ein halbnackte reggeatonmieze, die von den nicafrauen trällert, die echt voll gerne sex haben , aber kinder kreigen irgendwie auch echt kacke finden … waaahhhhh … die emanzipation hat sich vor schreck irgendwo hinter meinem linken zeh verkrochen, wo der feminismus schon saß und gezittert hat wie espenlaub …
als das ganze  ein furioses ende genommen hatte, sind wir sofort auf die tanzfläche gesprungen. da kann noch kein tanzbein still bleiebn. wie schön. wie natürlich, sich hier die menschen zur musik wiegen und vergessen können … ay ay ay … und was die mädels könne, können die jungs erst recht. ein feuchtfröhlicher abend. mit glänzenden augen und wirbelndem haar … irgendwann zwischen tanzen und lachen, habe ich ne ordentliche sohle mit nem clown aufs parkett gelegt, bis ich ihn irgendwann mit dem luftballon  k.o. hauen musste … nee nee … die männer! ein wunderschöner noch langer abend … endete mit gesprächen unterm blinkenden sternenhimmel und ein kutschierfahrt mit fahrrad nach hause …

buenas.

hui … es passiert viel. jeden tag mehr.  ich komm da nicht mehr hinterher. jeden tag neue entdeckungen, abenteuer, menschen, ideen, faszinationen, plätze, essen … es ist montag. ich habe endlich tina kennengelernt, meine andere vorgängerin. bin auf der suche nach einem zu hause … teresa fühlte sich dann doch zu alt, für so einen jungen hüpfer … fange an die hängematte in werners garten, als mein neues zuhause zu empfinden und freunde mich mit den kackerlaken an … die am anfang wohl etwas schüchtern, sich in ihrer vielzahl und wunderbaren größe präsentieren, wo es nur geht!
mitlerweile kenne ich drei projekte … das acandiprojekt (wo ich heute war – jetzt konnte ich endlich die seite kompletieren … ist das ein wort … dieser ganze sprachwust, macht mich ganz konfus). das wiseprojekt in masaya und ein anderes projekt in masaya, dass von nicas geleitet wird (und von amis finanziert ) für kinder die drogenprobleme haben. ein wunderbares projekt, mit zauberhaften kleinen wesen … energiebomben … die jetzt einen platz zum leben und vorbuilder haben!  ich liebe es mit den leuten zu reden, zu senieren, diskutieren, zu lernen und … naja … zu komunizieren eben über wichtiges und nebensächliches. lebensgewohnheiten kennen zulernen … zu verstehen. dabei lerne ich ganz gut spanisch … seit gestern habe ich unterricht, aber wir halten uns weniger bei grammatik auf, als bei gesprächen über land, leute, die welt, politik, deutschland, mein leben und donaldos (mein lehrer) leben … ich kann mich unterhalten! in spanisch! ha ha … man mags nich glauben …

ich fühle mich sauwohl nach wie vor. es ist entspannend mit so gelassenen menschen zusammen zuleben. es zäöhlt das jetzt. nicht mehr und nicht weniger!

kuss-die-mango.jpg
  küss die mango
 
dachblick-zwei.jpg
von werners dach, dass ich heldenhaft jeden tag erklimme um mir die mangos frisch vom baum zu holen!
sonnenblicke-in-masaya.jpg
sonnenblicke in masaya
marktfrau.jpg
oh, wie ich sie liebe … diese frauen mit dem wunderbaren essen auf ihren köpfen!
cambiar-dollares.jpg
es geht halt doch immer nur ums geld …
ampel-mas-differente.jpg
 alles schräg hier …
beim-esperanzaprojekt.jpg
 rechts, der tapfere held, der mich über huckelpisten und schlaglöcher mit dem fahrrad nach hause gefahren hat … schwuppdiwupp 15 cordobas gesparrt … clever ist die frau!
paseo-y-bebe.jpg
 und überall diese zauberhaften kleinen wesen … zum durchkitzeln und abknutschen!

camiseta-seiz.jpg
camiseta-tres.jpg
camiseta-dos.jpg
camiseta-quatro.jpg
bus-und-schwein.jpg
barbara.jpg

ich kann mir nicht helfen. wenn ich in diese schönen, ausdrucksstarken, völlig überschminkten, lächelnden, bittenden, zerfurchten, kranken und so anderen gesichter schaue … dann sehe ich in ihnen die spuren einer völlig anderen kultur. eines anderen lebens. anderen traditionen. einer anderen welt. doch die welt ändert sich und während sie unaufhaltsam weiterrollt, zerstört sie alles, was nicht stark genug ist! dieses volk … nicaraguas … zusammengewürfelt aus den unzähligen stämmen, die einst das land bevölkerten, es auf ihre weise bebauten, es auf ihre weise liebten, es auf ihre weise anbeteten und auf ihre weise darauf lebten … wurde okupiert … zerstört … gerodet und ausgeblutet.
wenn ich in diese gesichter schaue, dann sehe ich das ergebnis von kolonisation, okupation, sklaverei … von ausbeutung …
diese menschen trinken drei liter flaschen coca cola, zwängen sich in bereits getragene amerikanische und eropäische mode, essen pizza, sehen tele novelas, hören us-charts, träumen von dem besseren leben der weißen und beten diesen so ungnädigen einen gott an. der doch nicht ihr gott ist! und reden in eineer sprach, die von unterdrückung spricht … die den spanischen eroberern gehört.

diese idealbilder bewegen sich zwischen europa und amerika, hin und her, wie ein pendel … sie laufen werten nach, die ich schon in ‚unserer welt‘ nicht verstehen kann und verurteile. manchmal sogar nicht anders kann als sie zu hassen. und hier über so viele ozeane hinweg, begegnen sie mir wieder …

wenn ich in diese gesichter schaue, sehe ich ein anderes leben … ein leben, das ausgelöscht wurd … unveränderbar … unausweichlich. ich sehe gefangene in den käfigen der globalisierung.

immer wieder stelle ich mir die frage … was unterscheidet meines von ihren gesichtern, wenn sie gefangene sind, warum bin ich es dann nicht auch? genauso, wie jeder anderer wurde ich in eine welt geboren, die ich mir nicht aussuchen konnte … aber ich kann das leben, dass ich leben will wählen … tuen diese menschen es nicht genauso? haben sie nicht auch das recht, so zu leben, wie es die erste welt als idealbild preist?

wäre es ein idealbild … ist es nicht eher ein trugbild?

cola.jpg

karfreitag …
prozessionen …
tele novelas …
blaskapellen …
dazwischen ich auf der suche … nach … aufgaben? jedenfalls haben wir (ich und anne) ein projekt am anderen ende masayas besucht. am ende der straße. zwischen casas, brendenem müll, schaukelstühlen auf der straße, hunden, hunden und noch mals hunden, hühnern und den berg hinabsausenden drahteseln … ein kleines schildchen: wiseprojekt.
dahinter erstrecken sich riesige bambushaine … ein kleines häuschen … mit einer uralten seniorita, trampelpfade, noch mehr wald und dann tauchen baumhäuser im gestrüppt auf. ein fußballfeld. mehrere bunte hütten. und jungs in jedem alter. von überall her tauchen ab und zu menschen auf, und verschwinden wieder. und da sind diese aufmerksamen augen, die hola sagen und alles wissen wollen … aber noch lieber spielen. witze machen. lachen. kontakt aufnehmen. freund sein.
ich bin beeindruckt von dem projekt, aber noch mehr von den kleinen menschen, für die diese oase geschaffen wurde.

ninosdos.jpg

 

 

 

ninoquatro.jpg

ninoseiz.jpg

ninocinco.jpg

 

ich.jpg
eyerytime i say good by i die a little,
and i died so many times the last days
reisen …
staubige straßen, müllberge am straßenrand, wind im haar, verbrannter geruch in der nase, der blick fliegt über unglaubliche grüne weiten, dürre pferde stolpern vorbei – ziehen einen karren voller menschen, fahrräder mit mindestens zwei personen, motorräder, autos – kleinbuss – jeeps – kein freier platz mehr, von überall her wandern augenpaare mit dir, tiere – mehr gerüst – als lebewesen, leben, überall – in jeder ecke leben, prall, laut, gewaltig, intensiv, düfte, nach essen – gegarrt – fritiert – gebraten – gekocht, der wind in den bäumen, das kreischen der vögel, das zahnlose lächeln der kinder, das zahnlose lächeln der alten, die ruhe der menschen die nichts zu verliehren und alles zu gewinnen haben – jeden tag aufs neue, musik – aus radios – autos – schallend aus den trucks, die die toten verkünden, – von der blaskappelle – von dem mann mit der zieharmonika, der uns seine liebe zu nicaraguita singt – der melodie des wortes bienvenido – kinderlachen … reife mangos schmecken nach, im mund der versucht zu sprechen, doch nicht verstanden wird …
der wind tröstet. ist er doch überall, auf der welt, der gleiche wind … vielleicht hat seine hand gerade die wesen in meiner heimat gestreift … und nun berührt er mich … sanft und liebevoll … der wind der sagt: du bist überall zu hause …

es ist jetzt 06:54 pm … ich bin eit einer woche wach … gefuehlt, sozusagen … und irgenwie … konfus!

zuckerwattewolken schlafen sanft in den kuhlen der bemosten bergipfel …
lange nackte beine stacksen ueber spiegelglatten boden …
duty-freeangebote doppelt in plastik verpackt …
ach dreizehn monate willst du nach nicaragua ?…
ein mehr aus blau und weiss …
du schliesst die augen und es ist dunkele nacht, du oeffnest sie wieder und es scheint die sonne ins gesicht – und du bist 1000 km von deinem ausgangsort entfernt …
bienvenido en santo domingo …
bienvenido en costa rica …
bienvenido en managua …
wie die huehner auf der stange in drei reihen, sieben stunden, ohne sich zu bewegen …
fuer die gaeste der extraclass gibt es ein eigenes dvdprogramm …
transit, you don’t have to pay taxes …
warmer wind, warmer sanfter wind …
warten …
wenn ich mich jetzt bewege kippt das flugzeug um …
costa rica ist gruen, nicaragua ist braun …
 geruch von verbranntem …
five dollars …
sanft. irgendwie sanft ist das land … als waere ein laengst verschollene zeit stehen gelieben.
pferdekarren ziehen vorbei.
rauchsaeulen am strassenrand.
wellblech auf dem dach.
bienvenido.
gallo pinto mit pello.
palmen, fruechte, gruen, braun, grau, sand, staub, dreck, blueten, alles klein und quadratisch, leise und laut, unaufdringlich und knallend und … so sanft … ruhig und gelassen und … sanft!
jetzt bin ich seit so langer zeit einmal allein.
mit mir.
ich und ich und nicaragua!
masayasonne.jpg

kinderaugen.jpg

fliegende Zeit . . .
fliehende Zeit . . .
Zeitenlos . . . wärs besser!

Warum sieht Zeit durch Kinderaugen so ganz anders aus?

Weil sie im Jetzt leben!