April 2008


aqui esta la marthita,
frisch und munter, mit schlafsand im auge und zerstrubbeltem haar … die lebensfreude sprueht nur so aus meinem schlaffen koerper, ich koennte baeume ausreissen, ein neues abwassersysstem in masaya graben und die welt retten … aber vorher werd ich mich noch kurz aufs ohr hauen …

die zeit rast und haellt nicht einmal an um mir ein minuetchen pause zu goennen. ich hinke ihr hinterher und bleibe an jeder ecke stehen.
staunend.
aufgeregt.
was kommt wohl als naechstes … ?
aber die zeit kennt keine gnade.
also nichts wie weiter.

meine neuesten projekte … um die klitzkleinen luecken zu fuellen, die noch bleien.
kleine katze retten und aufpaeppeln.
deutsch unterrichten fuer strassenkinder
gitarre spielen und nicalieder lernen jeden freitag mit´n paar jungens aus katharina.
spanisch lernen, wie bekloppt.
und natuerlich meine projektarbeit in diriomito …
das ist fuellend … ausfuellend und erfuellend. und zeitfuellend.
zu diromito … ja … endlich hat mein hauptaufgabe begonnen – ich kann mich hineinstuerzen in die englischen welten, die den kiddis hier so unglaublich verborgen sind!
englisch wird nicht als sprache begriffen, zu der man einen zugang bekommen und die man tatsaechlich beherrschen kannn.
sich selbst als eigenstaendig denkendes indvidum, mit eigen ideen, staerken – das fehler macht um zu lernen – zu sehen und zu akzeptieren … ist genauso neuland …
und dass ist auch der punkt, an dem ich anfangen will zu arbeiten!
es geht weniger um die regeln, die eine sprache ausmacht, sondern um das gefuehl … fuer eine sprache … ein gefuehl fuer sich selbst und seine eigenen staerken. selbstaendig denken, reflektieren … logik …
das ist schwer … denn die schule lehrt ganz im gegensatz dazu. und ich will nicht entgegend, dem taeglichen muster lehren, aber auch nicht meine ideale und zielsetzungen aufgeben – fuer eine art schulsystem, dass ich so gar nicht mit mir vereinbaren kann …
also probier ich mich aus und suche denn mittelweg.

wie anstrengend, nach einem langen tag voller konzentration, lernen, rauszukriegen was der lehrer hoeren, will, auswendig lernen und herunter beeten, auch noch ins projekt zu kommen, mit all den hausaufgaben und zusaetzlichen arbeiten und dann noch englischunterricht zu bekommen – da is die energie hin!
aber die helden schlagen sich gut.
ich uneterrichte jeden tag der woche die secundaria, ab dieser woche in verschieden gruppen  dem nievaeu entsprechend und zweimal die woche die primaria … bei spielen und kreativen aufgaben, kriegen sie sich nicht mehr ein … man kann selbst aus den schuechternsten ein strahlen und teilname herauskitzeln …

merkwuerdig, ich habe mich nie als lehrende person gesehen – fuer soziale problematiken und fragestellungen vielleicht – im umgang mit menschen, also … aber nicht fuer schulstoff. es faellt mir aber doch recht leicht mich zurecht zu finden und meine eigen art und weise zu finden! ich bin gespannt, wo uns dass noch hinfuehrt. was haengen bleibt, was wir lernen … ergeiz hab ich schon – ein wenig, wenigstend, von meinen plaenen auch umzusetzen.

mit elsa werde ich in ein paar monaten das vielbesungene theaterprojekt starten. augusto boal hab ich schon vor ihr auseinanderklamuesert und ihr schien zu gefallen, was sie da gehoert hat!
je mehr ich die kinder kennenlerne, desto sicherer werde ich mir, dass theater umsetzbar sein kann – aber es fehlt defintiv noch vorarbeit … vertrauensbasis muss geschaffen werden!

diese woche werden ich und elsa den deutschunterricht fuer einen anderen freiwilligen im centro uebernehmen … auch spannend … keinen plan, was uns da erwarten …
sonst versuch ich mit moeglichst viel bunten krams zum spielen durch die gegend zu ziehen, damit man jederzeit jonglieren oder pois mit kinder ausprobieren kann …
meine teilzeitgitarre musste ich leider wieder zurueckgeben – aber dank roberto, werd ich wohl dem naechst meine eigen in haenden halten. was so schoene situationen entstehen lassen kann … von kleinen wesen umringt auf der strasse sitzen, im schein der warmen orangen lichter, kinderstimmen, lachen, singen, spanisch, deutsch, englisch worte … klaenge … naehe … unbeschreib- und ersetzbar …

kleine katzenpfoten bedanken sich fuers am lebens sein und ich werde in den schalf geschnurrt. wie dankbar kann doch ein lebewesen sein … ich hab den kartoffelpups aus meinem projekt gerettet, sein bruder ist schon gestorben – einfach so unter der nase aller weg – keiner hats registriert – mama gibts auch nicht. das war nicht mehr auszuhalten fuer marthita …
also kurzer hand katze untern arm geklemmt und nachhause transportiert – ziemlich vollgekackt und schraeg angekuckt hab ichs nach hause geschafft … irene hasst katzen, wie sonst auch alle anderen tiere … aber zum hoch paeppeln hat sie nichts dagegen …
pucahund hat tatsaechlich angst vor dem kleinen schwachen knoedel … alle verrueckt hier! der schwache knoedel jedenfalls waechst und gedeiht praechtig … bald braucht er ein neues zuhause … sonst liegt mein zimmer in schutt und asche!

jetzt gehts ins projekt …
ich muss los …
freu mich schon …
wer weiss was heute passiert …

bilderwuste. ohne worte und sehr wirr. aber wie soll man auch sonst, 1000 gefuehlte jahre fuer andere erlebbar machen? muss ich mir noch was ausdenken. vielleicht noch ma mit telephatie versuchen … also knipse ich bis zur erfolgreich gefunden loesungsfindung froehlich weiter bilderausschnitte aus verrueckten lebensumstaenden oder lasse diese knipsen. so kommt vielleicht doch ein bisschen atmosphaere da drueben an. da wo die sonne langsam anfaengt, die menschenkinder wieder aufzutauen und aus ihren hoelen zu locken. man sieht – entdecktes dach auf dem es sich grossartig sonnenbaden laesst, denn es wachsen allerlei verschiedene fruechte tragende baeume ueber besagtes dach … so liegt man entspannt auf wellblech, waehrend man gefahr laeuft von avocados erschlagen zu werden … klingt schlimmer als es sich anfuehlt. ich bruzele jedenfalls. maechtig gewaltig. ansonsten wird viel gefeiert, gearbeitet, musik gemacht und entdeckt. es kristalisieren sich freundschaften heraus – hell und funkelnd. man sieht ein paar andere „extranjeros“ aus aller herren laender. die sind aber doch viel unspassiger als gedacht. es zeigen sich doch tatsaechlich staedig und immer wieder bestaedigte klischees – vor allem, wenn es um die amis geht … das passt mir nicht, laeuft es doch entgegen meinen allseits bekannten egalitaetstheorien … oder so. jedenfalls sind wir doch alle gleich. wir sollten anfangen und dementsprechend zu benehemen.

meine energievorraete neigen sich dem ende. das liegt wohl oder ubel am schlafentzug. aber es gibt einfach viel zu viel zu tuen. jetzt zum beispiel duese ich zur arbeit … habe nur dummerweise ein geldproblem: ich habe keins mehr. ha ha. tja wat nu? wird sich zeigen … mein unterricht hat begonnen … dazu ein anders mal. rahmenspraegende themen haben heute kein platz. heut gehts um den QUERSCHNITT! das war er dann auch … quergeschnittene liebesgruesse, mit der sicht auf viel warme sonnengefuehle …

ein paar eindruecke aus meiner welt. fuer die die schon am vergessen sind … ja. marthita is immer noch irre, keine sorge … ich mache masaya so unsicher, ich nur kann … he he … dies ist ein kleines projekt fuer meine liebsten, so koennt ihr masaya sehen, durch meine augen … wie ich lebe, sehe, rieche, schmecke, die wege die ich taeglich zuruecklege, die welten in denen ich umherschwebe – mich treiben lasse, nur von der neugier verfolgt. mir geht es grossartig. wenn ich abend muede und schwer in MEINER haengematte liege, ein paar zentimeter ueber dem boden hin und herschwebe, bin ich von einer tiefen zufriedenheit umwoben. ich hoere geraeusche von der strasse, musik, laermende kinder, hunde, babys, menschen, das hupen der autos, der wind in den palmen, haehne und die auf das wellblech fallenden avokados … den klang der spanischen worte im ohr und den kopf voller neuer welten fallen ich unter mein moskitosnetz …

mi maraviliosa familia en costa rica

… ich glaubte, es wäre ein abenteuer, aber in wirklichkeit war es das leben …
(anais nin)

ich bin wieder da.
in meinem neuen zuhause.
eine woche keinerlei kontakt zu  meinen liebsten und schon ueberschwemmen mich fragen, mails, aufforderungen … zu viel …
wie soll ich mich jedem widdmen koennen, jedem seinen ihn zustehenden teil geben … ich bin doch jetzt hier. auch hier gibt es menschen denen ich aufmerksamkeit schulde. genau wie zu hause. aber wie schoen ist es, dass an mich gedacht wird. das die gedanken zu mir fliegen, mit dem wind und meinen kopf streicheln und mir sagen: keine sorge, wir sind bei dir!

plaene werden gemacht, um wieder ueber den haufen geworfen zu werden. das habe ich mehr als alles andere gelernt. eine woche reisen. allein und doch nicht allein.
die zeit vergeht,
gesichter fliegen vorbei, namen und worte,
manches wird festgehalten, auf papier, auf bild, manches vergessen,
ein wort wird angeboten, genauso wie eine geste, wie hilfe und zuneigung …
weder reise ich allein noch ohne freunde.
die freunde bieten sich mir an, beim warten, im bus, im taxi, am strand und in der standt …

eine woche costa rica und wieder zurueck.
abenteuer. verwirrungen. planaenderungen.
eine familie, die mir ans herz gewachsen ist, mit all ihrer warmen liebe … die alles geben was sie haben und  nichts erwarten, als ein laechln in meinem gesicht.danke tino, lola, danelia, donaldo, danilo, larry, tatjana, fiorella und daneilla und allen anderen deren namen ich nicht behalten konnte … danke dass ich euer bett teilen durfte, euer essen bekommen habe, danke dass ihr mir einblick in euren alltag gegeben habt, dass ihr mir euer leben und eure stadt gezeigt habt, danke dass ich eure familie kennenlernen durfte, dass ihr nichts gefordert habt, dass ich ein mitglied eurer familie werden durfte …
so hat mich dieses gruene land viel gelehrt, ich sah san josé, ich sah die waelder, die ewigen strassen, die carbickueste, die verschieden farbigen menschen, ich hoerte die unterschiedlichen sprachen, tanzte zu salsa und merengue, zu reggaeton und roots, zu europapop und amerikanischen charts … ich habe den suessen saft der costaricamango probiert, die schwaerme der bunten schmetterlinge gesehen und den himmel aus gruenen blaettern erlebt.

ich habe so viele gespraeche gefuehrt, mir ist die offenheit der menschen entgegengeflogen … obwohl doch die moeglichkeiten so begrenzt sind.

vorort von san josé, stadtfuehrung, familienbesuche, busfahrt durch costa rica an die costa caribic, nach puerto viejo in der naehe von lión, mit larry und seinen bruedern und cousins, die dort in der woche arbeiten, ein hostel im urwald an der kueste, das lied des waldes, das rauschen des meeres, feiner sandstrand, korallenriffe, kokosnuesse, eine in reggae schlafende stadt, verostes metall im wasser, alte kaehne plaetschern gegen den strand, staubige strassen un der klang des wortes vegetation in all seiner vielfalt.
ich habe mir das wort auf der zunge zergehen lassen, die farbegwalt und vielfalt gespuert, die ihm innewohnt, den rausch an meinen augen vorbeigleiten lassen … bis sie nur noch eine woge aus frabe warnehmen konnten …
ich war gast in wohnungen, haeusern, hinterhoefen und kuechen, hostels, strassencafés, in ausgetretenen pfaden im tiefen gruen des waldes, auf strassen zwischen bananenplanagen, in bussen mit und ohne klimaanlage, in einem jeep quer durchs land, in doerfern und staedten, unter palmen am strand, im sanften salzigen wasser des ozeans, an den staenden an der strasse, in den armen zum tanzen …

jetzt bin ich zurueck. voller eindruecke. zufrieden, denn nicaragua ist das land meiner wahl, keine touristenstroeme, keine staedte aus beton, keinen argwohn, kein klammern und verlangen nach reichtum, zufriedenheit und liebe zu den kleinen dingen des lebens … ein anderer umgang hier mit menschen.

… das die phantasie neue wirklichkeiten zu verschaffen mag.
ich habe mich meinerseits dafuer entschieden, daran zu glauben, dass die zuknuft voll ungeahnter moeglichkeiten steckt, aus dem einfachen grund, weil es mich gluecklicher macht an etwas zu glauben, als an nichts zu glauben. Die geschichte ist ein langer prozess. wenn man es schafft, die geduld aufzubringen, das zu verstehen, bringt es einem befriedung fuer die kleinen veraenderungen zu kaempfen, die sie vorantreiben. man darf etwas nicht einfach deshalb verlorengeben, weil es nicht im zeitraum der eigenen existenz geschehen kann.
goioconda belli
die heisse luft wird von windgeblaesen um die ohren gehaucht. die luft steht und ab und zu laesst dieser eine unverwechselbare wind die haare in alle richtungen wehen … uebermorgen mache ich mich auf den weg. nach costa rica. fluechte vor der grammatikflut, dem vernbrannten gesicht, den strassenjungen mit denen ich jeden tag aufs neue essen gehe, dem hund an der ecke, der schon seit vier tagen im sterben liegt, dem meine keckse auch nichts mehr helfen, den rufen der maenner, der unterernaehrung der kinder, dem gestank des verbrannten plastikmuells …
ich brauch eine pause. so absurd das auch klingen mag … mal sehen ob das gelingt.
ich lebe nun seit montag bei meiner neuen familie … paradox. dekandenz. luxus. waehrend unsere hausfraukoechinmaedchenfueralles, warscheinlich mit ihrer ganzen familie in einem raum lebt, habe ich eine ganze bude fuer mich allein … ein klitzkleines haeuschen mit bad im hof der familie, bei der ich wohne. wunderschoen, ruhig, liebevoll … sogar etwas steif fuer nicaverhaeltnisse! alles da, was man braucht und noch viel mehr!
trotsdem treibts mich weg. meine gedanken brauchen ein wenig ablenkung …
in einer woche sehen wir uns wieder. masaya und ich …
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