Juli 2008


erst mal milch holen. wir haben vier pulperias in der strasse. VIER! nein fuenf … und die strasse ist nicht besonders lang! alles was man brauchten kann, wird  im wohnzimmer einer familie angeboten. meine lieblingspulperia ist 20 meter von unserem haus, die strasse runter entfernt.  milch in einer wabbeligen plastetuete und diese himmlisch weichen broetchen (die wenn man sie zusammenknautscht quasi verschwinden) und keckse – aus brasilien. manchmal waschmittel und frescos. aber die suessen saefte gibts nicht nur in den pulperias, die gibts fast in jedem haushalt. schoen abgefuehlt in kleine plastikbeutel. grad is passionsfruchtzeit …

wach gemacht werden wir in der regel von den chocoitos … choco und late. die haben ein stummenvolumen! sitzen vor unserem fenster und quaeken sich die sehle aus dem leib. nicas und ihre voegle haben eine recht seltsame beziehung, waehrend hier jedes tier verwarlost und misshandelt wird. sind diese kleinen gruenen viecher die einzigen, die – obwohl sie rein gar keinen nutzen haben – abgeknutscht, ueberfuettert, geliebt und bemuddelt werden. die fluegelchen werden schoen gestuzt, so dass die tiere dekorativ herumsitzen muessen. man redet mit ihnen in der babysprache … duzidiziduuuu … kleines voegledipoegelchenchenchen … und raul laesst sie an seiner zunge knabbern … aeh! ja.

zum mercado ists nicht weit. ist billiger als der supermarkt (pali), aber man verlaeuft sich mit sicherheit!

der wahnsinn. ein riesiges sieben (von oben) eckiges gelande. meist ueberdacht, das gemuese befindet sich im freien. schampoo, neben lederschuhen, neben taschen aus guatemala, neben ranzigen fleischbergen, neben frisoersalones, neben tourikram, neben secoundhandkisten, neben dicken marktfrauen, neben lautsprechern die reggaeto duedeln, neben lebenden hennen, neben …

auf dem weg ins tiefe monimbo. an diesen aufgereiten flaeschchen kommen wir fast jeden tach vorbei.

der typ, der mitten auf der strasse steht und wasserbeutelchen an die vorbeifahrenden autos verlauft. 1 cordoba, das tuetchen. 1/20 dollar.

die farmacias gibts wie sand am meer. in grossen strassen liegen sie auf den gegenueberliegenden strassenseiten und draengel sich dicht an dicht. zudem verkaufen pulperias auch medikamente und manche familien richten sich kleine provisorische arzeneilaedchen ein. woher auch immer diese ueberschuss an medikamenten kommen mag (ja. wir wissen es alle, nicht umsonst sind die packungsbeschreibungen auch hier auf deutsch, englisch und franzoesisch), es scheint eine menge davon in der welt vorraetig zu sein … wir bedienen uns grosszuegig. flitzkacke und mikroben/muecken-ueberreaktionen wollen ja schliesslich behandelt werden.

konnte mir niemand erklaeren! an an jeder ecke haengen schuhe ueber den stromleitungen … vielleicht hilft das gegen stromausfaelle. gestern gabs wieder einen heftigen. ich knuepf grad nichts ahnend an meinen armbaendchen, wir kucken „21 gram“, alles palletti soweit … ploetzlich KNALL alles stockduster. man konnte NICHTS mehr sehen. nur elsas zigarettchen gluhte noch vor sich hin. draussen hoert man schreie. irgendwie durchs wohnzimmer getastet. man konnte NICHTS wiklich gar nichts sehen, nach draussen gekuckt. genauso stockduster. ploetzlich werden die ganzen gluehwuermchen sichtbar. meine theorie: die stromausfaelle sind ein boykott der hiesischen gluehwuermchengewerkschaften, die fuehle sich verarscht, weil niemand sie sehen kann, bei dem ganzen licht … so siehts aus!

und der muell tuermt sich. wir haben uns schon gefragt, wo all der dreck, bei den regenfluten hingeschwemmt wird. da haben wir die antwort! in die viertel, die auf sandigen boden gebaut sind. da bleibt er dann schoen liegen.

am wochenende ist alles irgendwie sehr ausgestorben. RUUUUHEEEEEEEE!

paeuschen, auf die wiese setzen – auch wenn das mit hochgezogenen augenbrauen begafft wird – und jocotes oder mamones futtern!

cocoszeit! jippie! julio ausm esperanzaprojekt ist kurzzeitig wieder da, um sein arm zu kuerieren und begutachtet gerade meine auseinanderfallenden schuhe. als schuhpuzter geht das ja ma gar nicht! wie sehn die denn aus? da sollte ich was machen … danke julio ich nehms mir zu herzen …

ich sing wohl gerade irgendwas von bob marley …

„tray packed, u.s. extra fancy APPLES“

… ich war gerade bei werner im buero um mich mit marta (seiner assistentin) zu treffen. wie ich sie liebe. haben seniert, bis der arzt kommt und die zeit voellig und gaenzilig vergessen. jetzt faengts wieder an zu regnen. was sag ich: es schuettet. und ich mach mir gedanken, wie ich nach hause kommen soll. beim letzten experiment dieser art, hab ich mir ne fette erkaeltung zugezogen … aber bevor ich jetzt warte und dann trotzdem bis zum knie im wasser steh is eigendlich auch egal. hab noch nichmal feste schuhe an. na dann ma los, nix wie rein in die fluten …

sonne! schon zwei tage nacheinander! wo soll dass noch hinfuehren …

ich bin dreckig. endlich ham wa mal wieder alle klamotten gewaschen (naja eigendlich wars elsa) und sind raus in den stillen warmen tag gewandert. abstecher zum centro creativo. so eine ruhe, nur das rauschen der bambusbaeume und des waldes, keiner war da ausser anne, die eine nica die auch dort arbeitet. stille genossen, dem singsang des waldes gelauscht und so etwas wie frieden gespuert. danach haben wir unsere strassenjungs besucht. wieder mal eine voellig neue besetztung. ja, das hotel esperanza hat jeder zeit geoeffnet. wir haben draussen gessesen musik gemacht und cocosmlich geschluerft. der klitzkleine eliell, der mich jedes mal anspringt, wie ein kleines affenbaby hat es auch diesmal getan … danach war ich genauso dreckverschmiert wie er. und langsam ist es mir unangenehm, so nachlaessig mit meinem aeusseren umzugehen. loecher, dreckige fuesse, ungekaemmtes haar. hat man martha schon mal ohne diese atribute gesehen? aber hier … wo jeder darauf achtet, wo sowieso alle aufmerksamkeit auf mir liegt, da moechte ich nicht unnoetig provozieren. es kann schon mal vorkommen, dass die die leute den falschen weg zeigen, weil sie dich zu dreckig angezogen finden … die spinnen doch alle die auslaender, sieht man ihnen dann auf die stirn geschrieben. und ich kann sie verstehen … also versuch ich mal nen kompromiss einzugehen. aber uebertreiben muss man es wohl auch nicht. eigendlich mag ich mich um solche oberflaechlichkeiten gar nicht kuemmern. gedankenverschwendung.

krank bin ich immer noch und die leute fragen mich sehr verwundert, was es mit dem tuch auf sich hat, dass ich um meinem hals trage. aeh. halsschmerzen! aha … aha … krank … also wieder was gelernt. es gibt keine halstuecher in nicaragua und die, die man auf dem tourimarkt kaufen kann sind aus guatemala. so wie alles kunsthandwerk. gut das ich da selbst noch mal hinfahre, dann muss ich den import nicht mitbezahlen …

schoene situationen, schreckliche situationen … eine muellsammlerin, die mit uns spricht und der wir dann unsere dosen auf dem rasen liegen lassen, ein kind das mit einem stein auf uns wirft, frauen, die mit uns sprechen und laecheln, die ziemlich queeren tortillaverkaeuferinnen, ein bild das man hier sonst nie sieht, menschen, die zu ihrer sexualitaet stehen und diese voellig frei ausleben, da stehen die kichernden maenner voellig aufgehend in der „frauenarbeit“ (tortillas formen, braten, verkaufen) und bieten mir einen stuhl an, um mich dann auszuquetschen …
nacatamales. zum ersten mal haben wir dieses traditionelle gericht in platanoblaettern verpackt in unsere muender stopfen koennen. ein ueberbleibsel aus alten zeiten, gibts immer an den samstagen … und ist eine himmlische pampe aus vielen unergruendlichen nahrungsmitteln, fleisch, reis, tomate, gewuerzen und gemuese …

und die sonntaeglichen GEMEINSAMEN essen mit der familie werden langsam tradition. nachdem wir zaghaft eingeladen worden sind doch etwas mitzuessen, hat sich da eine regelmaessigkeit eingespielt. normalerweise isst jeder, wenn er hunger hat, so ein zusammensein, tag rekapitulieren, familie zelibrieren gibt es nicht. ausser sonntag, da kocht raul (der hauspapá). mit seinem wein und seinem grossen entbloessten bauch steht er dann da und grillt haennchen, legt fleisch ein und schnippelt salat. und dieses haehnchen … himmel … die nicas wissen einfach, wie man kocht! wir sind gluecklich ueber die minuten familie, auch wenn man nicht viel redet, es wird gelacht und das zaehlt schon viel …

die welt steht kopf und ich komme nicht annaehernd dazu diesen kopfstand naeher zu beschreiben. jedesmal, wenn ich ich an die tastatur hocke, kommen meine ganzen gedankenfluten zum vorschein, aber nicht meine taegliches erleben …

die regenzeit tut ihren dienst. die abende versinken in dem rauschen des vom himmel fallenden wassers, die strassen werden zu reissenden fluessen (ich dachte, ich haette schon eine blasse ahnung, was regenzeit bedeutet … ich habe mich da wohl geirrt!), wasser tropft von der decke, schimmel! – alles faengt langsam und gemaechlich an vor sich hinzu schimmeln, holz, leder, stoffschuhe, jacken, schals, ketten, alles was nur irgendwie das potentital hat, schimmelt, man sieht weniger geckos, dafuer aber mehr muecken und fliegen – fliegen die sich auf frische wunden setzen und die sich dann entzuenden, man kann sich nicht entscheidenn geschlossene oder offene schuhe zu tragen, da das risiko besteht, dass das wasser wieder bis zum knie steigt und dann kann man die schuhe auch gleich ausziehen, dass mehr wasser vom himmel faellt, heisst noch lange nicht, dass auch mehr wasser aus dem wasserhahn kommen muss, gewaschene sachen brauchen mehrere tage zum trocknen, wenn die sonne nicht scheint – da die luftfeuchtigkeit so irre hoch ist …

heute ist ein sonnentag!
der staub weht durch die strassen, die menschen tummeln sich, der strom ist ausgefallen und auf dem mercado war eine merkwuerdige stimmung, da sich nur die wenigen sonnenstrahlen durch die ritzen zwaengen konnten und tanzende lichtflecke auf korbwaren, ché-shirts, glitzernde ketten, bunte gewuerze, riesige fleischberge, dampfende toepfe mit nationalgerichten, caféfarbene schuhtuerme und bonbonfarbene webarbeiten aus guatemale warf. eine geheimnissvolle atmosphaere, in der man jedes staubkoenrchen im sonnenlicht tanzen sehen konnte …
ich freu mich ueber die ruhe. ich bin grippegezeichnet, meine nase tropft unablaessig, die feuchtigkeit vertraegt sich nicht gut mit den mueckenstichen und die bettdecken koennen nich ganz trocknen – eine hervorrangende mischung fuer all die klitzekleinen jucketierchen, meine arbeit im projekt ist seit dienstag und offiziel am naechsten montag beendet. es war ein zaeher kampf. den ich dann irgendwann beendet habe … interne kommikationsschwierigkeiten und vor allem die staendige abwesenheit der kinder haben mich zu dieser entscheidung gebracht …

die probleme konnten nicht geloest werden und stellten sich auf meine nachvorschungen als so unuebersehbar heraus, dass ich es aufgegeben habe. meine energie in dieses fass ohne boden zu stecken bringt weder mir noch den kinder etwas … seit der entscheidung faellt jeden tag eine menge druck von meinen schultern. ich muss mich nicht mehr um die struktur und das funktionieren des projektes kuemmern … und kann projekten unter die arme greifen, die meine hilfe benoetigen, schaetzen und wo eine produktive zusammenarbeit herrscht.
vorerst in der montessorischule in monimbó, gleich um die ecke von meiner bleibe (uebrigens immer noch die selbe, wie am anfang). da kann ich zusammen mit elsaspatz (meiner zimmermitbewohnerin und leidensgefaehrtin) arbeiten. vormittags die vorschueler, nachmittags 20 kinder, die nie eine schule besuchen konnten und jetzt anfangen neben ihrer arbeit schulunterricht zu bekommen. ausserdem gibt es noch den ambulanten unterricht, des centro creativo am mercado … und an jeder ecke immer etwas zu tun.
erstmal muss ich die diriomitogeschichte zu einem ende bringen. leicht ist es nicht. dass gefuehl die kinder im stich zu lassen, weil die erwachsenen es nicht auf die reihe kriegen, bleibt …  ich hoffe wir koennen einen weg finden in frieden auseinander zu gehen. abe die kommunikation in nacaragua ist schwierig, hier redet man lieber um den heissen brei und erzaehlt  eher die unwahrheit, als die unangehmere wahrheit …
was genau im gegensatz zu meinen ueberzeugungen steht. ein arbeitsverhaeltnis beruht fuer mich auf der basis von wahrheit und vertrauen.

am montag steht das abschlussgespraech bevor.
dann ist es vorbei.

ich werde bis mitte september in masaya bleiben. elsa wird dann wieder nach deutschland uebersiedeln und ich werde in ein loch aus unverstaendnis und sehnsucht fallen. deswegen werde ich masaya hinter mir lassen … auf zu neuen ufern. entweder ich siedele auf der isla de  ometepe an oder gehe in den norden. hauptsache ich finde arbeit.

wie lange ich bleibe?
„cién sabe!“ … wer weiss das schon. so lange es mir gut geht. je nach dem wie sich mein neues zuhause macht … irgendwann gehts dann noch mal fuer unbestimmte zeit nach guatemala. verzeihung … guetaebuena! dort, in guatemalacity existiert ein grossartiges projekt im aufbau, wo jede hilfe gebraucht werden kann … und eben dieses projekt hoert auf den namen guateBUENA. sowie MALA, schlecht heisst, heisst BUENA gut … un da liegt der hase im pfeffer. wenn schon die sprache so gezeichtnet von negativen wertungen ist, wie soll sich ein volk dann selbst anerkennen und wertschaetzen.  bei dem projekt haendelt es sich um ein begegnungszentrum fuer menschen jeder klasse, ethnie, jeden alters, jeder herkunft … (und das heisst hier eine ganze menge) bildung und kommunikation. hilfe zur selbsthilfe …

man darf gespannt sein.

ich fuer meinen teil versuche meinen geist wieder ein sonnenbad zu goennen und mich innerlich und aeusserlich zu gesunden … die zeit mit elsa neigt sich dem ende und wir geniessen, was das zeug haellt! so dass hoffentlich der energiespeicher wieder aufgefuellt werden kann …

und heute?
werden die raren sonnenstrahlen genossen, das centro creativo besucht, abends gibts 12 monkeys inner glotze – ein anlass ma wieder richtig zu kochen. man darf gespannt sein, ob dass kaputte rohr, dass das bad in einen see verwandelt hat repariert ist … ahja und ich befinde mich im besitz meiner – man hoehre und staune – EIGNEN gitarre. ich habe sie irgendeiner cousine der freundin eines freundes abgekauft! und jetzt roehre ich mit meinem angekraztem stimmchen die naechte durch …
herrlich!

so das wars fuer heute. SOOOOOOOOONNEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE!!!

ich erinner mich manchmal daran, was der eine oder andere ueber freiheit sagt … fuer mich nimmt das gerade eine ganz neue dimension an. meine freiheit und die freiheit des restes der welt sind zwei voellig voellig verschiedene schuhe. nein, eher noch, dass eine ist ein schuh und das andere sind ein paar flauschige ohrenschuetzer … ja. sehr gut, jetzt ueberleg mal wer da schuh und wer da flauschiger ohrenschuetzer ist …

wann bin ich frei? ich habe es geschrieben … wenn ich die augen ganz fest zukneife und auf den schlaf hoffe.

den rest der zeit? liegt ein scheinwerferlicht auf mir, im hintergrund stehen die menschen, die jeden schritt, jede geste, jedes wort und jedes luftholen komentieren, mit worten, die mir fremd sind. diese menschen haben eine perfekte definition fuer mich, eine aufschrift fuer den kaefig im zoo der ethnien …

ich will leben, und stosse auf unmoeglichkeiten … denn was mache ich hier? einen tourismus der anderen art. denn leben werde ich hier nie, nicht die normalitaet, nach der ich gesucht habe. es ist ein kurzer blick in die romantische schein der unterdrueckten welt. mitleidig betrachten wir die „opfer“, besuchen sie in ihren huetten aus pappe und rost, kaufen den zahnlosen kindern ein stueck pizza, riechen angewiedert den gestank der kloake und des muells der sich ueberall tuermt – wo auch menschen sind, sehen entnervt den regen die strassen ueberschwemmen und ihn auf den boden unseres zimmers tropfen, zuenden eine kerze an, wenn der strom ausfaellt, werden krank, von den unmenschlichen hygienischen zustaenden und werden ins oeffentliche krankenhaus gekarrt, wir warten in den schlangen der gesundheitszentren, probieren von den medikamenten aus europa, die ihr verfallsdatum uberschritten haben, kaufen auf den amrkt, die immer teure werdenden grundnahrungsmittel, schimpfen ueber ansteigende fahrpreise der busse, die das bezin nicht mehr bezahlen koennen da inflation und korruption ihren weg gehen, nehmen abends das taxi, oder gehen gar nicht mehr raus – damit wir nicht mit banden in kontakt treten muessen, steigen zu jeder tageszeit ueber die alkoholleichen, die das geld ihrer familie versaufen, hoeren die kinder weinen …

irgendwann habe ich mir vorstellen koennen, was an unserem da sein die menschen hier nicht verstehen koennen. warum um alles in der welt verlasse ich meine sicherheit, meine freiheit und komme hierher? mein lebensstandart verschlechtert sich, meinen luxus lasse ich zu hause, um das selbe zu essen, zu riechen, zu sehen, zu fuehen, wie die menschen hier, die sich nichts davon aussuchen koennen. die keine alternative haben. die sich einen ausweg wuenschen. die sich einen fernsehr leisten, damit sie wenigstens ein stueckchen von unserer hochmodernen gesellschaft abhaben koennen, damit all diese konfusen zustaende der misgunst und des zukurzgekommen fuehlens ein gesicht bekommen. und die medien zeigen ein gesicht, perfekt gezeichnet, hochglanzpoliert … und so bin ich nur ein kurzer besucher, der jederzeit die moeglichkeit hat zu gehen und zu vergessen. eine moeglichkeit, die niemand hier hat. und so bleibt der traum von amerika, von wohlstand und glueck. die flucht. die fluecht in eine verlorene, einsame welt, eine welt der arbeit, aber mit krankenversicherung, wenn man glueck hat, die familie profitiert vom geld, die familie die in nicaragua geblieben ist.

 

ich sehe sie sitzen, all die gebildeten so kritischen wesen, bei fairtraidcafè und selbstgebackenen kecksen (im idealfall). darueber depatierend, was freiheit bedeutet, wie wir die welt veraendern koennen und muessen … und sehe gleichzeitig hier die menschen den „tag der rasse“ feiern. den tag an dem die ersten spanischen kolonisierer das land betreten haben, den tag an dem sie die unterentwickelten und haesslichen voelker lateinamerikas befreit haben, ihnen den segen der vermischung der hautfarben, den segen des glaubens, den segen der entwicklung und zivilisation gebracht haben. sehe sie ihren praesidenten zujubeln, aufs neue ihr eigenes elend waehlend, die in markenanzuegen dasitzen und von demokratie schwafeln, die ihren eigenen reden nicht glauben, die ihr eigenes land nicht verstehen, die nicht fuer ihr land leben, sondern von ihrem land …

bis das elend so gross wird, die kluft zwischen den „klassen“ so tief, bis kein lachen auf den gesichtern mehr erleuchten kann … und dann steht es auf, dass volk fuer eine winzige sekunde in der geschichte war es frei, bis die raeder sich weiter drehen, die rollen neu vergeben werden, amerika ein paar bomben wirft und die letzte hofnung begraben wird unter einem haufen schutt und leblosen koerper.


1. laguna de perlas, bei der abfahrt nach bluefields
2. in bluefields, ein alter verlassener kleiner anlegehafen, wo wir auf einen biertrasportkahn geklettert sind, von wo aus das ganze ausmass bluefiels sehen konnte

3. elsa, schlafend  auf dem boot, dass uns von corn island nach el rama gebracht hat
4. ebenfalls auf dem boot
5. frau und nicaragua
6. in awas, dem misqitodorf, samen, die wir heute um den hals tragen und die gesundheit bringen sollen
7. ometepel

fuenf lange tage und ich bin wieder da. ich waere gerade lieber dort und nicht hier, aber um so sicherer bin ich mir, dass ich wiederkommen werde, dorthin wo die menschen freundlich sind, der wald tief und sein singsang einen in den schlaf wiegt, wo morgens die affen bruellen, umgeben von zwei vulkankratern, die bestaendig von dicken schwaden umhuellt sind, wo himmelblaue voegel schweben, wo dass suesse meer wellen schlaegt und das klacken der pferde auf brauner erde dich begleitet wohin du auchgehst, dort wo sich geschichten treffen und welten miteinander durch dichte waelder wandern um die 2 berge zu besteigen, dort wo es nach café riecht und die schoensten blueten vom himmel zu fallen scheinen, dort wo man ruhe sucht und frieden findet …

… la isla de ometepe

madera und conception. eigendlich haben beide indianische namen … die sind mittlerweile vergessen

mit dem bus nach rivas und dann mit der faehre circa 1 1/2 stunden nach moyogalpa. man ist so schnell in dieser anderen welt, dass man nicht fassen kann erst jetzt auf diese idee gekommen zu sein. die sonne hat uns begleitet und die beiden wolkigen spitzen angestrahlt, waehrend wir ihnen immer naeher gekommen sind. auf der faehre haben wir eine frau mit kleinem springinsfeld kennengelernt, die uns auf ihrer camioneta mit richtung san jorge genommen hat. zusammen mit zwei bleichgesichtern und einem der unzaehligen „gías“, die sich ihr brot damit verdienen die touris von a nach b zu fuehren, herbergen zu besorgen und geschichten zu erzaehlen. in der naehe von san jorge liegt sehr abgeschieden direkt am wasser die hosbidaje „chico largo“ … die zimmer waren voll, dafuer haben heangematte und zelt nur so auf uns gewartet.

auf dem weg zu unserer ersten herberge. durch unberuehrtes gruen, vorbei an verschlafenen haeuschen …

galala und limonfresco sind meine liebsten!

nase kaputt gemacht! beim tauchen im see – ich wurde nicht mal von einem hai angeknabert und bein kaputtgemacht beim reiten … heldenhaft.

eine nacht inner haengematte.

der mirrador diabolo von unten …

… und von oben.

unglaublich viele geier – „zopilotes“ – greisen ueberall. morgens am wasser fliegen sie so dicht an einem vorbei, das man ihre augen sehen kann.

weiter geht richtunh balgue und dann zur finca magdalena.

finca magdalena!!!

kleine cafepflaenzchen, die ohne viel lichtzufuhr direkt im wald wachsen koennen, somit muss kein land gerodet werden und boden kann doppelt genuzt werden. deswegen heisst dass ganze dann oekologischer caffee und verdammt … er schmeckt sooooo gut!

wie sieht eigendlich cafe aus? siehe oben, kleine gruengelbe kapseln, die suesslich schmecken … innen befindet sich hinter zwei schalen der weiche kern, der mehrfach getrocknen und geroestet wird.

   

ungeroestet und geroestete cafebohnen. fertig zum genuesslich schluerfen auf einer der verandas der finca, waehrend abends der regen auf die dichten kronen der baeume platscht.

die peroglyphen, deren geheimnis vergessen ist und die wie steinerne denkmale der zeit ueberall auf der insel herumliegen. die bedeutung ist untergangen zusammen mit einer kultur, die von spanischen eroberern bedingungslos weggemetzelt wurde. die intelligentesten des stammes wurden sofort ermordet, der rest als sklave missbraucht. bis vor kurzem lebte noch ein mann, der viele der geschichten zu erzahlen wusste, doch niemand hat sie aufgeschrieben. so stehen die gedenksteine verlassen in den waeldern wo sie von turnschuhen und patschehaendchen langsam zerfallen.

im garten der finca magdalena.

 

warten auf die faehre, die uns wieder zurueck bringt. in san jorge warten schon die taxifahrerhyiaenen, die uns versuchen zu erzaehlen es fahren um halb sechs uhr nachmittags keine busse mehr nach masaya und die einzige alternative waere das taxi. die ganze strecke von san jorge nach rivas hat mir der fahrer geschworen, er wuerde mich nicht beluegen und den offiziellen preis von uns verlangen, den wir auf 15 cordobas runtergehaldelt hatten. am ende stellte sich heraus, dass ALLES eine komplette luege war. der preis betraegt 10 cordobas und busse sind gefahren … wir sind trotzdem lieber wie gehabt getrampt und haben an der tankstelle auch sofort einen ride nach masaya bekommen, sofort kamen andere wartende mit auf die camionete gesprungen, so dass wir schlussendlich 10 personen, ewig viele dreimeterlange wischmops und diverse saecke zaehlten. der platz war begrenzt, so dass ich anderthalb stunden auf einem bein stehend, mich irgendwie am auto festhaltend in die dunkelheit gefahren bin, der rest sass oder hockte ueber und untereiander, elsa mit kind auf dem schoss …
die menschen stellen sich als eine familie aus managua heraus, die in verschiedenen staedten handeln, unserer gespraech zog sich von dem franzoesischen kaese, die projektarbeit von den jungen auslaendern, ueber deutsche kaelte und unsere zu hause wartenden ehemaenner …

ich komme wieder!

 

 

 

mi vida es una sonrisa es un beso
mi vida qué sabrosa mi vida asi
me gusta

mi es dolor mi vida es miedo mi vida es hambre
no sé qué passa
mi vida es trabajo esta muertá
mi vida passada asi
no me gusta

mi vida es une aleta en la historia
una lucha contra el malo en el mundo
mi vida es una lágrina es un mar es und rio
mi vida es lleve mi vida es sombra mi vida un momento
mi vida es sudor mi vida es sol mi vida es eterna
como mi memoria de ti

mi vida es un grande concierto una cancion
que siempre se repite
la musica mi vida como la sal en la comida

neuer tag neues glueck.
es regnet aus eimern und kuebeln und wassertanks, aber wir haben trotzdem beschlossen morgen zur isla de ometepe zu reisen. ich habe ferien aufgezwungen bekommen und eigendlich sind jetzt auch regulaer schulferien (trotzdem sollte das acandiprojekt weiterlaufen, die woche „musste“ ich mir allerdings frei nehmen, da gabs keine wiederrede!).
dort werden wir vermutlich bis zum wochende bleiben … vermutlich … falls wir nicht von achtkoepfigen seeungeheuern verschlungen werden.

also gehts auf ins unbekannte, was jetzt auch dringend noetig ist. ich brauche ablenkung, neue gedanken, neue wesen, wenn man sie auf dem falschen fuss erwischt kann diese stadt sehr erschreckend und dieses leben sehr zermuerbend sein.
und immer wiederkehrend probleme im projekt. probleme die nicht sein muessten. geldgier.

gestern, am samstag, war der grosse „repligue“ der gedenkmarsch von managua nach masaya. knapp 42 kilomter per fuss. 1979 haben das die einwohner managuas vor gemacht, sie sind vor der nationalgarde gefluechte, die am folgenden tag in die stadt einmarschieren wollten, begleitet von bombenhangel. 1000de kinder, frauen, alte und junge menschen haben sich auf den weg gemacht … es ist gelungen und so gestaerkt von diesem symbolischen sieg ging die revolution auf ihren sieg zu. auf ihren vorlaeufigen sieg!

ich wollte unbedingt teilnehmen, mir die fuesse wund laufen, die menschen sehen, die vereint und gemeinsam dem gedenken was das land einmal symbolisiert hat, alle unterschiedlichen splittergruppen der sandinisten einmal vereint im den kampf fuer den frieden zu sehen. aber das war mir nicht vergoennt. die ironie der sache ist, dass wir uns schlussendlich dagegen entschieden haben, aus angst.
ja. ich kann es auch nicht glauben. aber das risiko fuer uns als weisse, als frauen ist mir zu gross gewesen. auf dieser strecke, an diesem datum verkehren jedes jahr diverse banden, die aus reinem spass an der freude menschen ueberfallen. ein ueberfall fuer ein frau kann boese ausgehen und fuer auslaender noch boeser. mehrere freunde haben mir davon erzaehlt und uns eindringlich gewarnt entweder in einer grossen gruppe, oder besser gar nicht zu gehen. man muss prinzipiell sehr vorsichtig mit den informationen umgehen, die man hier erhaelt, vergleichen, analysieren und anschliesend quersumme bilden … und dabei sind wir auf nummer sicher gegangen.
was sicherheit bedeutet … misst einen anderen massstab hier, im land der sonne. meine sicherheit ist der schutzraum den ich um meinem koerper trage, ist meine unantastbare wuerde, meine intimitaet, mein menschsein und den respekt dem man dem mensch entgegen bringt … meine freiheit. freiheit, sicherheit … anders diskutiert, mir fallen stichwoerter ein, kaempfe, bunte plakate, das gesicht von unserem verteidungsministerchen … und hier eine so ganz andere neue wirkichkeit. hier machen sich die menschen gegenseitig kaputt. ich habe es erfahren auf den unterschiedlichsten ebenen …  und ich werde es weiter erfahren. denn das bedeutet es auch hier zu leben. mit einem risoko zu leben, mit bedrohnung zu leben, mit einschraenkung zu leben und mit angst zu leben …

am freitag abend waren wir in einer kleinen bar. haben einem chilenen beim musizieren gelauscht, den gedichte des schamanen zugehoert, wurden erdrueckt von maennern – wie immer – die ungebaedigt ihre eigene grossartigkeit besingent einem den kopf wegzureden drohen, aber sie haben diesmal inhalte vorweisen koennen, man hat dreads gesehen, ueber strassenkinder geredet … es war alles in allem eine sehr angenehme atmosphaere. es war 01.30 als wir die bar verlassen haben, es hat geregnet, die feinen faeden haben sich in den orangenem licht der pfuetzen gespiegelt, wir haben im regen getanzt, begleitet von einem verruecktem dichter … wir waren nicht weit entfernt von unserem haus und haben die grossen strassen benutzt, sind sogar ueber den parque central gelaufen. genau da ist es dann passiert. es kam uns eine bande entgegen. es ging schnell, viel zu schnell, ich hatte eine hand am arsch, ueberall hanede, die dich zerreissen drohen, man hoerte das klatschen von faeusten auf haut, ich alle sinne ausschaltend einfach nur meinem instikt folgend bin durch menschen gelaufen grade aus immer weiter um sie hinter mir zu lassen, bis ich merkte das elsa und der dichter nicht neben mir waren. ich schrei, laut und leise zugleich immer wieder, dass elsa zu mir kommen soll, dass sie da weg soll. angst. der dichter sich nicht entscheiden koennend ob er sich anlegen will oder nicht, laesst es dann doch bleiben – er blutet schon genug – elsa kommt. so schnell es passiert ist, so schnell ist es auch wieder vorbei, man hoert noch ihre stimmen. es regnet. blut laeuft aus dem mund des dichters. der nachhauseweg wird ein spiessrutenlauf aus angst. irrational und maechtig macht sie sich im kopf breit. im ruhigen masaya, im noch ruhigeren monimbó. normalitaet. freiheit wird mit fuessen getreten.

… gedanken. angst. fragen. wut. enttaeuschung. fassunglosigkeit. angst. du bist niemals sicher. dieser gedanke macht  sich breit, dehnt sich aus, umfasst alles. es kann immer und ueberall passieren. sowenig, wie ich mich nie an die praesenz von waffen und agression in israel/palaestina gewoehnen konnte, werde ich mich niemals daran  gewohnen hier in einer staendigen unsicherheit zu leben. und ich will es auch nicht. wird es normalitaet, akzeptiere ich.

ich habe einen plan. den versuche ich hiermit umzusetzen. ich bin mir nicht sicher, aber man soll ja nichts unversucht lassen. anhand der statistiken laesst sich annehmen, dass ab und an der eine oder die andere sich an den beitraegen dieses kleinen bloges zu schaffen macht. vielleicht bewegt das was ich schreibe. wenn ja, dann weiterlesen …

ich versuche gerade dringend geld fuer literatur aufzutreiben.
wie wichtig ist es in bewegung zu bleiben, sind wir nicht schwaemme, die nur darauf warten gefuellt zu werden … das einzige womit meine kiddis gefuellt werden sind die regeln eines all zu starren und veralteten schulsystems und telenovelas, die mehr als fragliche werte und genauso eingefahrene gesellschaftsbilder zeigen und vertreten.
wenn man fragt, was die kinder moegen, dann fallen die antworten wenig kreativ aus:
„fussball.“
„eis.“
„weiss nicht, ich mag nichts.“
„fernsehn.“
„wenn die schule vorbei ist.“
noch ernuechternder sind die antworten auf die frage nach dem, was sie NICHT moegen. denn die beantwortung ist einheitlich.
„buecher.“

da zieht sich alles in meinem inneren zusammen. man kann es verstehen … denn alles, was sie zu sehen bekommen sind schrecklich wissenschaftlich und unkindgerechte schulbuecher. keines der kinder hat ein eigenes, so wird buch mit schule verbunden. und ausserhalb der schule, will man auch nichts damit zu tuen haben. aber was geht da alles an so einem frischen wesen vorbei? ich finde diese situation traurig und unnoetig.
denn es ist nicht so, dass es hier ueberhaupt keine buecher geben wuerde. einzig und allein die unhumanen preise, zeigen die richtung auf ein weiteres problem: bildung wird der elite vorbehalten. die masse wird abhanegig vom finanziellem stand, auf einem niedrigen nivaeu gehalten. so entsteht natuerlich nicht die leiseste einer chance. die verhaeltnisse bleiben so wie sie sind. ich will nicht sagen, dass ein buch die welt revolutionieren wuerde. aber es tut seinen beitrag dazu.
buecher kosten hier um die 10$, wirklich gute literatur – vor allem fuer kinder – kann bis zu 30$ in die hoehe klettern.
betraege die ich momentan nicht tragen kann.
ich spare auf das grossartigste kinderbuch, dass ich seit langem in den haenden halten durfte. 30 verdamtte dollar. aber das ist es mir wert. ich will neugier in diesen kleinen naseweisen kitzeln. denn interesse ist da. das sind kinder. nur weil bei den eltern der zug abgefahren ist und sie nie wieder ein anderes werk, als die bibel in die haende nehmen werden, muss das noch lange nicht auf ihren nachwuchs zutreffen.
bin ich der meinung!
ich habe gesehen, wie fasziniert sie waren, als ich ihnen einfach nur pinsel und farbe in die haende gedrueckt habe und meinte:“macht was ihr wollt!“. sie waren uebervordert. uebervordert von freiheit? wenn ich nur einen kleinen beitrag dazu leisten kann, dass diese wesen ein stueck laenger kind sein duerfen, dann will ich alles tuen … falls irgendwer ein bisschen was uebrig hat, dann waere ich und ein haufen kleinen stuppsnasen unglaublich  dankbar!

also noch mal glasklar: aufruf – zum geld ueberweisen. fuenf euro, waeren schon eine riesige welt. ein langer weg.

es handelt sich hierbei nicht um, dass was man wohl notwendigster weise hier braucht: gute mediziner, nahrungsmittel mit naehrwert, medikamente, sexualerziehung, kleidung, schulmaterial. aber es ist welten besser, als sich den kopf mit eingefahrenen idealbildern von besseren welten wegzupusten, sprich fernsehn. das gibt es naemlich, trotz missstaende, in JEDEM haushalt. selbst in den wellblech- und holzhuetten, an den standtraendern, kann man die flimmerkisten zu weilen hoeren …

kontonummer:3011989442
bankleitzahl: 20110022
postbank

so das wars fuer heute.